Dank Corona steht die Welt seit März 2020 Kopf. Die Auswirkungen sind auch im Frühjahr 2022 nach wie vor stark zu spüren und ein Ende ist nicht in Sicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Hinzu kommen starke Auswirkungen des Ukraine-Krieges, welche auch die Transportbranche beeinflussen.
Wir möchten Ihnen ein weiteres Update zu der angespannten Marktsituation geben und auf unseren Berichten aus dem Vorjahr aufbauen.
Situation weltweit:
Seit dem 24.02.2022 herrscht Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Die Auswirkungen sind auf der ganzen Welt stark zu spüren. Vor allem durch den extremen Anstieg der Öl- und Spritpreise sind die Transportkosten enorm gestiegen. Diverse Zuschläge müssen von den Speditionen und Transportunternehmen bezahlt und weiterbelastet werden.
Die Transitzeiten in der Luftfracht verlängern sich zum Teil erheblich, auch aufgrund der Luftraumsperrungen über Russland. Zusätzlich sind, aufgrund des hohen Ladungsaufkommens und durch die Pandemie, die Frachtkapazitäten stark reduziert. Rohstoffe fehlen an allen Ecken und Enden und treiben die Preise z.B. für Holzpaletten, Stauhölzer und andere Verpackungen in die Höhe.
Ein weiterer großer Corona-Ausbruch in Shanghai wird von der chinesischen Regierung mit einem strikten Lock-down bekämpft. Ganz Shanghai befindet sich daher seit Ende März in einer Ausgangssperre. Die Folge ist, dass zum einen die Transportkapazitäten in den Häfen und Flughäfen weit heruntergefahren worden sind und zum anderen auch die Fabriken in Shanghai und Umgebung ihren Betrieb zum Großteil einstellen mussten. Nur langsam können die Arbeiten hier wiederaufgenommen werden. Viele Schiffe haben Shanghai in den letzten Wochen nicht angefahren oder liegen immer noch vor den Häfen auf Reede. Das führt zu einer enormen Port Congestion. Die Folge sind weitere weltweite Engpässe. Zum Beispiel stehen viele Leercontainer dem Markt aktuell nicht mehr zur Verfügung und verknappen so die Transportmöglichkeiten weiter.
Der Flugverkehr ist ebenfalls deutlich beeinträchtigt und durch temporäre Schließungen der Flughäfen Shanghai und Peking sind auch hier große Rückstaus entstanden.
Auch die Situation in den US-Häfen ist unverändert. Ein Großteil der amerikanischen Häfen sind weiterhin völlig überlastet und Schiffe müssen z.T. mehrere Wochen warten, um entladen zu werden. Das hemmt sowohl den amerikanischen Import als auch gleichermaßen den Export. Schiffe kommen stark verzögert aus den USA nach Europa oder Asien, was den Fahrplan auch dort ins Wanken bringt. Zudem wird man beim Weitertransport ins Inland vor weitere große Herausforderungen gestellt, da fehlende Trucker den Nachlauf verzögern und die Leercontainer auf sich warten lassen.
Auswirkungen auf den Transportmarkt in Deutschland:
Weil die Faktoren in der Transportwelt miteinander korrelieren, sind die Folgen leider ebenso auf dem deutschen Transportmarkt zu spüren. Somit bedeuten Schiffsverspätungen in Asien und den USA gleichermaßen auch Verzögerungen in Deutschland und Europa. Fahren die Schiffe zu spät in Asien ab, bringt dies die Fahrpläne auch in Europa durcheinander. Schiffe müssen lange Wartezeiten in Kauf nehmen, um die Terminals anlaufen zu können. Durch die vielen Verspätungen und das hohe Frachtaufkommen sind die Häfen extrem ausgelastet und überfüllt. Dies hat zur Folge, dass Waren für den Export erst sehr kurzfristig, z.T. erst 48 Stunden vor dem geplanten Packen, angeliefert werden dürfen. Container müssen sogar außerhalb des Hafens kostenpflichtig zwischengelagert werden, falls ein Vorlauf bei einem geänderten Anlieferfenster nicht mehr umdisponiert werden kann. Trotzdem entstehen an den Terminals und Packstationen sehr lange Wartezeiten, die wiederum hohe Standgelder verursachen. Wenn Fahrpläne dann kurzfristig geändert und ggf. Abfahrten vorgezogen werden, können Waren die geplanten Abfahrten sogar ganz verpassen.
Die Lagerflächen in den Häfen sind nahezu voll besetzt und erschweren die komplette Logistik. Durch die überfüllten Lagerflächen an den Umschlagplätzen sind die zurückzulegenden Wege für die Hafenarbeiter viel länger und die gleiche Arbeit nimmt mehr Zeit in Anspruch. Tatsächlich blockiert auch durch die Sanktionen gestrandete russische Ware die Terminals zusätzlich. Überall führen die hohen Corona Fallzahlen zu vermehrten Personalausfällen und somit verminderter Produktivität. Die Häfen kommen mit der Abfertigung der Schiffe nicht nach. Deshalb liegen zurzeit viele Schiffe in der Nordsee auf Reede. Besonders betroffen sind Hamburg und Rotterdam.
Ein Mangel an Leercontainern für zukünftige Verladungen ist die Folge.
In den Inland-Depots ist auch deshalb kaum noch Leerequipment verfügbar. Seehafen-Rundläufe sind daher beinahe obligatorisch und verteuern den Transport zusätzlich.
Neben den Standardcontainern sind vor allem auch die Reefer-Container betroffen. Dieses spezielle Equipment ist kaum noch vorhanden und die nötigen Anschlüsse im Hafen sind durch verzögerte Container belegt. Sie können daher z.B. für den Export nach Asien kaum noch gebucht werden. Die Reeder lehnen diese Buchungen schlichtweg ab.
Die Frachtraten sind weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Einzig der Export nach Asien stagniert im Moment. Die Reeder begründen die enormen Steigerungen mit der starken Nachfrage und den hohen Kostensteigerungen durch die hier aufgeführten Probleme. Die Rekordgewinne der Reeder lassen diese Begründungen allerdings fraglich erscheinen. Selbst angebotene hohe Prioritätszuschläge garantieren nicht unbedingt einen Stellplatz auf der gebuchten Abfahrt.
Ein weiteres Glied in der Transportkette sind die Packschuppen und Lagerhäuser. Auch hier spitzt sich die Situation immer mehr zu. Die Lagerflächen werden zusehends ausgeschöpft, sodass auch hier Waren erst kurz vor dem geplanten Stauen angenommen werden können oder aber kostenpflichtig an einem anderen Ort, z.B. bei den LKW Unternehmen, zwischengelagert werden müssen. Kurzfristig geplante Be- und Entladungen sind fast gar nicht mehr durchführbar. Auch hier ist das Personal knapp und Corona bedingte Ausfälle können schnell zu großen Verspätungen führen.
Weiterhin sind auch die Vor- und Nachläufe per LKW in Deutschland und Europa von den Schwierigkeiten betroffen. Durch das hohe Frachtaufkommen, fehlende LKW-Fahrer und die steigenden Treibstoffpreise erhöhen sich sowohl die Laufzeiten als auch die Kosten. Ein nicht unerheblicher Teil der LKW-Fahrer stammt aus der Ukraine, sodass ihr Ausfall den Fahrermangel weiter verschärft. Die Entwicklung der Spritpreise lässt sich längerfristig kaum abschätzen. Die Transportpreise haben daher nur eine kurzfristige Gültigkeit. Bei der konstant hohen Nachfrage erschweren diese Faktoren die Planung von Transporten zusätzlich.
Der hohe Transportbedarf sowie die mangelnde Verlässlichkeit in der Seefracht wirken sich außerdem stark auf die Luftfracht aus. Zu Beginn der Pandemie wurde der Luftverkehr drastisch reduziert und dadurch der Platz in den Flugzeugen extrem verknappt. Luftfrachten wurden immer unzuverlässiger und die Frachtraten sind auch hier immens gestiegen. Inzwischen sind wieder deutlich mehr Flugzeuge im Einsatz und die Airlines bestellen auch wieder Langstreckenflugzeuge. Von einer Rückkehr zu länger gültigen und preiswerteren Luftfrachtraten sind wir jedoch leider noch weit entfernt. Zusätzlich wird immer häufiger ursprünglich geplante Seefracht aufgrund der o.g. Gründe auf Luftfracht umgestellt, was die Kapazitäten ebenso verringert.
Fazit:
Abschließend lässt sich feststellen, dass die Situation weiterhin sehr angespannt ist und die Logistik durch die bestehenden Kapazitätsengpässe auch in Zukunft gefordert sein wird.
Da viele Faktoren miteinander einhergehen, wird die stetig hohe Nachfrage auch künftig für eine große Auslastung der Transportmittel sorgen. Dies führt auch in Zukunft dazu, dass trotz des höheren logistischen Aufwands mit verlängerten Laufzeiten und einer nachlassenden Planungssicherheit gerechnet werden muss. Der Organisationsaufwand und die Kosten werden kontinuierlich hoch bleiben.
Die aktuelle politische Lage in Europa erhöht den Druck genauso, wie die ungewisse Entwicklung der Corona-Pandemie. Insbesondere die Null-Covid-Strategie in China sorgt für weitere Unsicherheit.
Wir können daher leider nur wiederholt darauf hinweisen, dass Interfracht keinerlei Einfluss auf die Entwicklung des Marktes hat und wir lediglich einen Überblick über die Situation geben können.
Gleichzeitig sehen wir es als unsere Aufgabe an, unseren Kunden, vor allem in diesen unsicheren Zeiten, weiterhin mit all unserem Knowhow und Fertigkeiten beiseite zu stehen. Unsere Mitarbeiter setzten sich jeden Tag dafür ein, die bestmöglichen Transportlösungen für unsere Kunden zu erzielen. Bei Fragen stehen wir natürlich weiterhin jederzeit zur Verfügung.