Informationen zur aktuellen Marktsituation – Sommer-Update
Die gesamte Transportbranche ist weiterhin mit großen Herausforderungen konfrontiert. Ein großes Durcheinander und Chaos sind in der Logistikwelt zur Realität geworden. Es scheint so, dass regelmäßige Hiobsbotschaften, wie der erneute Covid-19-Ausbruch im Hafen von Yantian in China oder die komplette Überlastung des US-Hafens in Charleston, jeder Entspannung entgegenstehen. Insbesondere die Verzögerungen der Schiffe bringen zahlreiche Exporteure und Importeure, die sonst Verlässlichkeit gewohnt sind, in Schwierigkeiten. Liefertermine können nicht mehr eingehalten werden, die Lager stehen voll und die Container stapeln sich aufgrund von LKWEngpässen in den Empfangshäfen. Da sich die Marktsituation nicht verbessert, möchten wir Ihnen ein Update zur aktuellen Situation geben:
Port Congestion Hamburg / Überlastung der Terminals:
Die Häfen in Hamburg und Bremerhaven arbeiten unter Volllast. Hamburg hat momentan erhebliche Probleme am Eurogate, sodass sich einige Reedereien entschlossen haben, die Schiffe nicht mehr dort, sondern alternativ in Wilhelmshaven oder in Bremerhaven zu be- und entladen. In den Westhäfen Rotterdam und Antwerpen ist die Situation ähnlich. Auch dort gibt es zahlreiche Einschränkungen. Sämtliche Terminals in Hamburg nehmen nur noch 48-72 Stunden vor Schiffsankunft die Container an. Das führt nicht nur zu einem erhöhten operativen Aufwand bei Kunden und Speditionen, sondern auch zu erhöhten Kosten, die durch Zwischenlagerung der Lieferungen oder Anpassung der Containergestellungen entstehen. Diese Kosten gehen zu Lasten der Ware. Aus dem hohen Frachtaufkommen resultieren auch hohe Auslastungen auf der Straße und auf der Schiene. Kurzfristige Abwicklungen sind dadurch kaum noch realisierbar. Hamburg ist zusätzlich durch die lange Abfertigungszeit des Zolls stark belastet.
LKW Transporte – Vor- und Nachläufe Seehäfen / Sammelladung:
Trotz der beginnenden Ferienzeit sind keine Ladungsrückgänge im nationalen und internationalen LKW-Verkehr zu erwarten. Fahrzeugengpässe, fehlendes Personal, ein ungewöhnlich hohes Ladungsaufkommen und steigende Dieselpreise belasten die Logistik auf der Straße nachhaltig. Durch ein Sammelgutaufkommen in Rekordhöhe entstehen Kapazitätsengpässe, sowohl bei B2B (Geschäftskunden / Unternehmer) – als auch bei B2C (Privatkunden / Konsumenten) – Sendungen. Im Stückgutverkehr macht den Netzwerken auch der stark angestiegene Sendungsanteil des Onlinehandels zu schaffen. Im B2C-Geschäft sind nahezu alle Lieferungen zu avisieren. Hinzu kommt eine in der Regel aufwendigere Zustellung. Viele Speditions- und Logistikunternehmen melden daher auch in diesen Bereichen überlastete Kapazitäten. Weiterhin steigt das Exportvolumen. Hersteller und Zulieferer erhöhen als Folge der Pandemie ihre Lagerbestände, was im Moment das Transportaufkommen zusätzlich verstärkt. Daraus resultiert eine unmittelbare Verlängerung der Laufzeiten. Insbesondere bei den Seehafen Vor- und Nachläufen hat sich die Transitzeit im Stückgutverkehr von 1-2 Tagen in vielen Fällen auf 2-4 Tage verlängert. Diese angespannte Situation kann dazu führen, dass vereinbarte Abholungen oder Anlieferungen mehrfach verschoben werden. Eine lückenhafte oder fehlende Übermittlung von Trackingdaten sind ebenfalls eine Folge. Die Akzeptanz aufwendigere Warenarten (z.B. Gefahrgut) zu transportieren nimmt ab. Oft werden diese Transporte lediglich gegen Zahlung von hohen Zuschlägen oder mit unbestimmter Laufzeit von den Fuhrunternehmen akzeptiert.
FCL Verkehre Import und Export weltweit:
Seitens der Reedereien wird lediglich punktuell auf die Situationen und Maßnahmen, wie die Ratenanpassungen, hingewiesen. Nachfolgend eine Zusammenfassung unserer Gespräche mit den Reedereien über die aktuelle Situation und eine Einschätzung der kurz- und mittelfristigen Zukunft: Die Schiffe sind nach wie vor größtenteils überbucht und aus dem Fahrplan. Sämtliche Reedereien versuchen die geplanten Abfahrts- und Ankunftszeiten wieder verlässlich einzuhalten. Maßnahmen wie Blank Sailings oder das Auslassen von Häfen werden ergriffen. In den Häfen ist zusätzlich ein Backlog von stehengebliebenen Containern abzuarbeiten. Dieser Rückstau kommt zum normalen wöchentlichen Volumen hinzu und setzt die Schiffskapazitäten zusätzlich unter Druck.
Export Australien/Neuseeland
Die allgemeine Problematik bei den Exporten gilt auch für Australien und Neuseeland. Die verbliebenen Direktfahrer sind hoffnungslos überbucht und auch die Umlader (über Singapur, Port Kelang oder Cartagena) haben kaum Platzreserven. Dazu kommt, dass insbesondere Singapur als Transload-Hafen massive Congestion Probleme hat und daher auch bereits akzeptierte Ladung unerwartet wieder storniert wird. Die Probleme werden sich aufgrund der im September beginnenden BMSB (Brown Marmorated Stink Bug) Saison und den damit beginnenden Begasungen der Container noch verschärfen. Unsere Kollegen und Kolleginnen aus dem Export empfehlen, Buchungen mindestens vier Wochen im Voraus zu platzieren. Bei kurzfristige Buchungen prüfen wir regelmäßig, ob aufgrund von Stornierungen Reeder plötzlich wieder Schiffsraum zur Verfügung stellen können. Selbstverständlich sind diese Stellplätze begehrt und werden mit kräftigen Ratenaufschlägen versehen.
Import Fernost
Die ungebrochene Nachfrage nach Containerequipment und Schiffsraum für die Importe aus Asien, führt weiterhin zu massiven Ratenerhöhungen sowie Engpässen beim Leerequipment und bei den Schiffskapazitäten. Dazu kommen lange Laufzeiten in Verbindung mit erhebliche Schiffsverzögerungen. Um einen der begehrten Stellplätze zu bekommen, muss oft eine Wartezeit von zwei bis drei Wochen in Kauf genommen werden. Die Seefrachtraten erhöhen sich seit Anfang Mai in steter Regelmäßigkeit alle 14 Tage um einige hundert US-Dollar. Längerfristige Ratenvereinbarungen sind kaum möglich. Die gesamte Fracht wird über die Tarifraten (FAK) der Reeder abgerechnet. Bei Gefahrgütern gestaltet sich die Verladung sogar problematischer.
Export Fernost
Auch im FCL Export nach Asien gibt es kaum Entlastung. Die Abfahrten sind voll und viele Schiffe sind komplett aus dem Fahrplan. Dazu kommt, dass ein großer Mangel an Containerequipment im Inland herrscht. Eine Abnahme muss oftmals in den Seehäfen erfolgen. Die Transportkosten werden durch die Mehrkosten für den zu zahlenden Rundlauf und die steigenden Seefrachten enorm erhöht.
Import USA
Die in vorangehenden Informationen erläuterte Situation im FCL Import hat sich in den USA und auch in Europa größtenteils nicht verändert. Die US-Häfen haben weiterhin mit der vielbeschriebenen „Trucker Shortage“, den überlasteten „Rail Ramps“ und „Congestion“ zu tun. Die bereits vorhandenen Probleme haben sich teilweise vergrößert und neue sind hinzugekommen. Bedingt durch die Überlastung in vielen Häfen verstärken sich die Verspätungen der Schiffe. Durch die Maßnahmen der Reeder zur Wiederherstellung der Fahrplantreue, werden Schiffe umgeleitet bzw. werden Häfen in Nordeuropa ausgelassen. Die Ladung für die ausgelassenen Häfen wird dann mit Feederschiffen umgeleitet. Das kann im schlechtesten Fall zu wochenlangen Verzögerungen führen. Teilweise müssen die Container auch dort abgenommen werden, wo sie gelöscht wurden. Das führt zu erheblichen Mehrkosten, die zu Lasten der Ware gehen. Wenn der Container dann zur Verfügung steht, muss der Importeur mit langen Abfertigungszeiten rechnen. Insbesondere in Hamburg liegt die durchschnittliche Zeit bis zur Freigabe der Sendung zwischen zwei und fünf Tagen. In Extremfällen kann es auch bis zu 10 Tagen dauern.
USA Export FCL / LCL High & Heavy und Ro/Ro:
Es wird zunehmend schwieriger Platz und Equipment für FCL Buchungen zu bekommen. Fast alle Reeder sind Wochen im Voraus ausgebucht und nehmen auch erst ab den Monaten August oder September wieder Buchungen an. Auf keinem Fahrtgebiet ist Entspannung merkbar – mit wenigen Ausnahmen im Mittelmeerraum oder Richtung Afrika. Das betrifft natürlich auch den Export in die USA. Die Schiffe sind verzögert, fallen aus und die Equipment Situation ist sehr angespannt. Vor langer Zeit platzierte Buchungen und Containergestellungen bei Kunden werden nicht selten kurzfristig, manchmal einen Tag vorher, gestrichen oder durch die Reeder verschoben. Die Containeranlieferungen in den Häfen sind nur mit Zeitfenster möglich. Ändert sich etwas müssen die Container mittlerweile zu Ausweichstellplätzen umgeleitet werden, was die Kosten für die Vortransporte erhöht. In den USA ist die Situation weiterhin sehr angespannt. Beispielhaft ist die Situation in Charleston oder Savannah zu nennen. Die Häfen sind so überlastet, dass eine Abnahme der Container innerhalb der normalen Freizeit nicht mehr zu bewerkstelligen ist. Ohne Vorbuchung nehmen die Trucker erst in drei bis vier Wochen wieder Touren an und auch diese werden häufig eigenmächtig verschoben oder storniert. Die Preise für die Nachläufe haben sich zum Teil verdoppelt. Einige Reeder akzeptieren bereits keine Buchungen mehr bei denen der Nachlauf in Regie des Reeders erfolgt. Unsere Kolleginnen und Kollegen aus den Fachabteilungen wenden Stunden dafür auf, kurzfristig stornierte Buchungen doch noch zu realisieren, Ausweichmöglichkeiten zu finden und diese einigermaßen kostenneutral zu gestalten. Interfracht verfügt über zahlreiche Möglichkeiten, Fracht über RO/RO Kontrakte zu verladen. RO/RO Abfahrten gibt es zu den meisten Destinationen wöchentlich, mit Reisezeiten, die denen im FCL Bereich ähnlich sind. RO/RO (Roll On / Roll Off) zielt eigentlich auf selbstfahrende Ladung (Baufahrzeuge, Mähdrescher, etc.) ab. Es werden aber auch gabelstaplerfähige Waren sowie übergroße Packstücke mit Stückgewichten von über 100 Tonnen akzeptiert. Ein weiterer Vorteil ist, dass unsere Grundraten bis zum 31.12.2021 gültig sind. Lediglich die Zuschläge der Reeder sind variabel. Somit können wir ihnen eine zuverlässige Kalkulationsgrundlage für Ihre Transporte bieten. Auch wenn einige der Carrier keine Containerware mehr akzeptieren und die Buchungen für die RO/RO Abfahrten ebenfalls stark zunehmen, haben wir im Moment grundsätzlich für alle Fahrtgebiete die von diesen Carriern bedient werden, Kapazitäten frei. In der Regel bekommen wir staplerfähige Waren und auch nicht containerfähige Ladung zeitnah und preisgünstig eingebucht. Hafenplätze, die im RO/RO Verkehr nicht bedient werden, können wir häufig über konventionelle Linien- oder Charterdienste anlaufen. Interfracht unterhält im USA Verkehr eigene Sammelcontainerdienste, die noch Ladung akzeptieren. Containerladungen müssen auf 2-3 Abfahrten verteilt werden. Diese Variante ist im Moment bei vielen unsere Kunden eine beliebte Alternative zur langen Wartezeit auf Schiffsraum für FCL Container.
Luftfracht:
In der Luftfracht ist die die Platzsituation nach wie vor sehr kritisch. Diverse gestrichene Flugrouten in die USA, nach Asien und Südamerika verursachen Verspätungen und Preise auf einem hohen Niveau. In vielen Ländern werden ausschließlich die großen Hauptumschlagplätze angeflogen. In Frankfurt sind nach wie vor lange Wartezeiten beim Anliefern und beim Auslagern einzukalkulieren.
Vietnam (COVID-19-Situation):
Die Lage in Vietnam entwickelt sich hinsichtlich des erneuten Covid-19-Ausbruchs sehr negativ. Ho Chi Minh City befindet sich im vollen Lockdown. Zum Schutz vor einer weiteren Ausbreitung wurden zahlreiche Anordnungen erlassen, die den Verkehr und die Häfen beeinträchtigen. Mit weiteren Verzögerungen ist zu rechnen.
Yantian, China (COVID-19-Situation):
Der Hafen Yantian in Südchina, der wegen eines lokalen COVID-19-Ausbruchs komplett schließen musste, kehrt langsam zum Normalbetrieb zurück. Der Stau in Yantian wird in der Schifffahrtsindustrie, trotz der Entspannung, noch als sehr großes Problem gesehen, da auch die benachbarten Häfen von den Auswirkungen betroffen sind. Auch wenn der Hafenbetrieb nicht mehr eingeschränkt ist, führt das generell extreme Ladungsaufkommen weiterhin zu Verzögerungen in Yantian. Bitte beachten Sie dazu auch unseren Hinweis zum Import Fernost in diesem Update.
Alles in allem ist es ein sehr einheitliches Bild in den verschiedenen Bereichen der Logistik. Es wird seitens der Schifffahrt damit gerechnet, dass sich die Situation mindestens bis Ende des Jahres für den Export bzw. Ende Chinese New Year 2022 für den Import hinzieht. Aktuell ist keine Besserung und Entspannung der Marktsituation in Sicht. Wir weisen darauf hin, dass Interfracht leider keinen Einfluss auf die aktuelle Situation hat und diese Einschätzung nur als eine vorsichtige Prognose gesehen werden kann.
Interfracht möchte mit einer transparenten Kommunikation der aktuellen Herausforderungen versuchen, Sie als unsere Kunden informiert zu halten sowie Ihre Transportanfragen/-Buchungen jeglicher Art zu erleichtern und so angenehm wie möglich zu gestalten. Bei Fragen stehen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jederzeit bereit und helfen Ihnen gerne die bestmögliche Transportlösung für Sie zu
finden.
Bitte beachten Sie unser erstes Rundschreiben zur aktuellen Marksituation sowie das Update, worauf dieses Informationsschreiben (KW 28) aufbaut.